Wie funktioniert Kommunikation?
Gestern war ein symbolischer Tag. In meiner Kindheit war der Krieg noch allgegenwärtig. Obwohl in Friedenszeiten geboren, lebte mein Vater doch in seiner Fantasie weiter im Krieg. Als Panzerfahrer im 2. Weltkrieg hat er es nie geschafft, sich wirklich von seinen Erlebnissen zu befreien. Schwerkrank hat er seine Kriegserlebnisse immer wieder erlebt und ich als kleines Mädchen, befand mich mitten drin. Auch wenn ich wusste, das kein Krieg herrscht, habe ich seine Angst gespürt. Jeden Tag.
Aus meiner Sicht entsteht Krieg, wenn klassische Kommunikation nicht funktioniert. Mit klassischer Kommunikation meine ich die Informationsweitergabe von Sender zu Empfänger. Dies funktioniert z.B. nicht, wenn der Sender nicht ehrlich ist. So wie gestern.
Doch es ist möglich – wertschätzende Kommunikation.
Und jeder von uns kann dazu beitragen.
Ich wünsche uns allen eine friedvolle Welt, in der Menschen aufeinander zugehen, ehrlich sind und sich gegenseitig unterstützen. Menschen, die diesen Weg nicht gehen (wollen) und den Krieg nach aussen tragen, können einem nur leid tun. Denn ihr wirklicher Krieg tobt in ihrem Inneren.
„Jede Kommunikation ist Verhalten“, sagt Paul Watzlawick (Psychotherapeut und Kommunikationswissenschafter). Ich drehe den Satz um: Jedes Verhalten ist auch eine Kommunikation.
Kommunikation funktionert sowohl nach außen als auch nach innen. Nach innen nutzen wir Fähigkeiten wie Selbstgespräche oder Gedanken. Nach außen nutzen wir Fähigkeiten wie Sprache oder Schrift, aber eben auch unserer Verhalten.
Einen Krieg zu beginnen, bedeutet auch über das Verhalten den anderen etwas mitzuteilen. Nach außen sind das in der Regel Besitzansprüche. Nach innen sind das Glaubenssätze und Werte.
Was ist Kommunikation
Kommunikation geht weit über ein paar Wörter hinaus. Neben der verbal (Sprache) kommunizieren wir auch visuell (Bilder) und schriftlich (Schrift). Hinzu kommt unsere nonverbalen Signale, die als paraverbale Zeichen benannt sind, wie Mimik und Gestik.
Der Prozess der Übertragung von Nachrichten zwischen Sender und Empfänger(-n) wird weithin als Kommunikation verstanden. Erweitern wir den Begriff Kommunikation um den Begriff Verhalten, ist Kommunikation mehr als die Verwendung von Zeichen und Sprache zur Verständigung. Doch dazu später. Widmen wir uns zuerst kurz der Sprache in ihren drei Ausprägungen: verbal, visuell und schriftlich.
Sprache evolutionär
Die Entstehung der Sprache ist laut wissenschaftlichen Angaben zwischen 50.000 und 1,5 Mio. Jahre her. Also ehrlich, wir wissen nicht, wann und wie Sprache entstand. Älteste bekannte Höhlenmalerei könnte man als visuelle Sprache bezeichnen. Die ältesten bekannten Malereien sind ca. 45.000 Jahre alt. Die ältesten bekannten Schriften sind neben den Hieroglyphen ca. 4000 v. Chr. (bildhafte Schrift) die Keilschrift der Sumerer, die sich im ersten Jahrtausend vor Christus von bildlichen Figuren zu Keilzeichen entwickelte.
Kommunikation war also bereits in ihren Anfängen ein Geflecht von visuellen, verbalen und schriftliche Ansätzen.
Sprache ist alleine schon sehr komplex
Neutral betrachtet soll Kommunikation es uns ermöglichen eine Information von einem Sender zu einem Empfänger zu bekommen. In unserem Verständnis kann ich dabei aber beides sein: Sender und Empfänger (z.B. bei Selbstgesprächen).
Gleichheit der Sprache
Sind Sender und Empfänger aber unterschiedliche Personen, die jeweils ihre ganz eigenen, persönlichen Erfahrungen, Erlebnisse und Prägungen erfahren haben, wird es noch komplexer. Hierzu muss sich eine Gruppe von Menschen zuerst auf einen Konsens von Begriffen einigen. Dies beginnt bei konkreten (anfassbaren) Dingen wie Steine und Wasser, beschreibt Handlungen und abstrakte Dinge wie Freiheit und Liebe.
Im Amazonas haben indigene Völker mehrere hundert Begriffe für die Farbe grün. Das Volk der Eskimos hat viele Begriffe für Schnee usw. Je nach Kultur haben wir schon unseren eigenen Wortschatz. Und jede Person kommt auch aus einer eigenen Umfeld. Selbst Zwillinge machen unterschiedliche Erfahrungen im Leben. So können wir von derselben Sache reden, aber ganz andere Bilder dazu haben.
Beschreibe mir ein Herz. Wenn zwei Personen das tun, wird es Ähnlichkeiten geben. Ja, aber es wird nie ganz gleich sein. Wir reden also niemals von derselben Sache, allerhöchstens von dergleichen.
Das ist etwas, das elementar wichtig ist. Kommunikation ist immer ein Angleichen von verschiedenen Wahrheiten. Unsere Sprache durchläuft verschiedene Filter, genauso wie die Gesamtheit der Kommunikation das auch tut.
Sprache und Verhalten
„Man kann nicht nicht kommunizieren“ sagt ebenfalls Paul Watzlawick. Das klingt logisch, wenn Kommunikation ein Verhalten ist. Du kannst dich auch nicht nicht verhalten. Du bist da und du verhälst dich irgendwie.
Gehen wir davon aus, dass du einer Person etwas mitteilen möchtest:
z.B. Es ist kalt.
Diese Mitteilung ist deine subjektive Wahrnehmung. Es ist keine sachliche Information. Sachlich formuliert klingt es so: Hier sind 10° C.
Wenn du sagst es ist kalt hast du sehr wahrscheinlich eine andere Botschaft gemeint, vielleicht
- Mir ist kalt. (Selbstkundgabe)
oder
- Heute ist es kälter als gestern. (Sachebene, falls es stimmt:-)
oder
- Kannst du bitte das Fenster schließen? (Appellebne)
oder
- Kannst du mehr Rücksicht auf mich nehmen? (und das Fenster geschlossen halten?) (Beziehungsebene)
Alleine aus diesem kurzen Satz lassen sich etliche Interpretationen schließen. Die meisten von euch kennen wahrscheinlich das 4-Ohren-Modell von Schulz von Thun.
- Sachebene
- Appellebene
- Beziehungsebene
- Selbstkundgabe
Die reine Sprache vermittelt laut Albert Mehrabian (Soziolinguist) nur 7 % des Inhalts. 38 % wird über die Stimme bewirkt und die restlichen 55 % gehen allein auf die Körpersprache zurück.
Nonverbale Signale: Tonalität, Sprechgeschwindigkeit, Pausen, Gestik, Mimik, Körperhaltung usw.
Stimme und Körpersprache sind also wesentliche Faktoren, wenn du deine Kommunikation trainieren willst. Um in Übereinstimmung mit Inhalt und Körpersprache zu kommunizieren, achte darauf, du selbst zu sein.
Addieren wir noch die nonverbalen Signale und unser Verhalten haben wir Kommunikation.
Verhalten: aggressiv, zurückhaltend, freundlich, zugewandt, fröhlich usw.
Beim Betrachten von Kommunikation geht es um uns als Person in ihrer Ganzheit, mit allen nonverbalen Signalen und unserem Verhalten. Unser Verhalten wiederum ist geprägt von unseren Werten und Glaubenssätzen.
Kommunikation trainieren mit NLP*
“Ich glaube daran, dass das größte Geschenk, das ich von jemandem empfangen kann, ist, gesehen, gehört, verstanden und berührt zu werden. Das größte Geschenk, das ich geben kann, ist, den anderen zu sehen, zu hören, zu verstehen und zu berühren. Wenn dies geschieht, entsteht Kontakt.” Virginia Satir
Das ist eines meiner Lieblingszitate von Virginia Satir. Im Prinzip ist all dies wertschätzende Kommunikation. Wenn Kommunikation alle Sinnes-Kanäle ausschöpft, entsteht viel mehr als Informationsaustausch. Es entsteht Verbundenheit, Zuwendung und Liebe.
Hierzu brauche ich allerdings den Willen mich auf diese Art verhalten zu wollen. Die innere Einstellung spielt also ebenfalls eine große Rolle bei wertschätzender Kommunikation.
Ein NLP Modell von Ralf Stumpf für eine emphatische Kommunikation geht wie folgt:
- Kompliment = Anerkennung
- Frage = Zuwendung
Komplimente und Fragen
Also, fang doch mal mit einem Kompliment an. Wichtig ist, dass du es auch ernst meinst (s.o.). Irgendetwas kleines wirst du an jedem Menschen finden, dass dir gefällt. Damit fühlt sich deine Gesprächspartner wertgeschätzt und akzeptiert.
Danach stellst du der Person eine Frage. Am besten stellst du eine offene Frage. Eine offene Frage ist eine Frage, die man nicht mit ja oder nein beantworten kann. Eine Frage, die es dem Anderen leicht macht sich zu öffnen und etwas zu erzählen. Erst danach beginnst du dein Thema.
Dies ist ein einfaches leicht umzusetzendes Modell. Weitere NLP Modelle werde ich in weiteren Blogbeiträgen behandeln. Wenn du ein wichtiges Gespräch vor dir hast, mach dir vorher klar, welche Ziele du hast und was der Kern des Gespräches ist.
Ein wichtiges Gespräch führen
Wenn du ein wichtiges Gespräch führen willst, kannst du dich folgendermaßen vorbereiten:
- Definiere dein Ziel.
- Was der Kern des Gesprächs?
- Welche Stimmung möchtest du im Gespräch haben?
- Nimm dir Zeit dich auf die Person einlassen.
- Kläre deine Erwartungshaltung.
Definiere dein Ziel.
Worum geht es für dich bei diesem Gespräch. Was möchtest du mit dem Gespräch erreichen? – Mach dir Notizen.
Was der Kern des Gesprächs?
Der Kern des Gesprächs ist abhängig vom Ziel. Er ist sozusagen, das übergeordnete Thema. Überleg dir Fragen, die um dieses Thema kreisen, um ggf. das Gespräch am Laufen zu halten. Achte im Gegensatz dazu auch darauf, das du und dein Gesprächspartner nicht zu stark vom Thema abweichen.
Welche Stimmung möchtest du im Gespräch haben?
Mach dir im Vorfeld ein Fantasiebild davon, wie du dir das Gespräch vorstellst. Nimm das Bestmögliche an. Bist du in der richtigen Stimmung? Trainiere hierfür deine Resilienz (Seelische Widerstandskraft).
Nimm dir Zeit dich auf die Person einlassen.
Hierfür brauchst du eine gewisse Empathie. Je mehr Raum du der anderen Person geben kannst, desto eher gehst du in die Führungsrolle. Du hältst die Fäden in der Hand. Hat der andere auch diese Fähigkeit, kommst du schnell auf Augenhöhe.
Kläre deine Erwartungshaltung.
Wenn du ein Ziel hast, wirst du auch wissen, welchen Ausgang das Gespräch für dich haben soll. Jetzt klappt es aber nicht immer, dass du deine Ziele umgesetzt bekommst. Überleg dir also vorher wie du mit einer Enttäuschung umgehst. Hast du schon einen Plan B? Das erleichtert den Umgang mit einer Enttäuschung. Enttäuschung bedeutet, das Ende einer Täuschung. Vielleicht kannst du dein Ziel auch anders erreichen.
Kommunikation, die verändert.
Eine gute Kommunikation ist eine Kommunikation, die dich verändert. Etwas, wo du etwas für dich mitnimmst und etwas lernst. Kommunikation, die berührt.
Neulich habe ich gelernt, dass wir am Tag 12 Umarmungen brauchen, um glücklich zu sein. In einer Zeit von Pandemie kaum vorstellbar. Beginnen wir doch uns mit Worten zu umarmen. Wertschätzend zu kommunizieren und lebenslanges Lernen zu praktizieren. So können wir uns von Krieg und Streit lösen und eine bessere Welt schaffen.
Wir wünschen dir von Herzen, dass du wertschätzende Kommunikation erfährst und selber weitergibst.
Katlin Huhs, 25.02.2022
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